tun ann de EIER ER u.
a * DEE SER a
et Da FRE SUR Re BERRY ur ha
u re BERSERE FE
RER) KERN DEREN
$
a x ng BEN Er
DEREK WIR ICH Y ee vun Pi DR
g ei
CNN ER LER + Fey i ee
Er ma N
N. EN
An er ; ih J % a ’
Y fi s N
ir.it Won A | i
nr nk
a I ee Ab,
Dar Yr
[2 le
Er Sur Pan at KERN.
SITZUNGSBERICHTE
DER
KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
ZU BERLIN.
JAHRGANG 1882.
ZWEITER HALBBAND. JUNI BIS DECEMBER.
STÜCK XXVI—LIV MIT SIEBEN TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER.
BERLIN, 1832.
VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN.
ni | & jr x ®
te
u .2
wyr7 pn Eu
oo *
EZ zu)
INH ALT.
Warrensacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek er B ER
Burneister: Nothropus priseus, ein Höhen ee Poesie Faultkier (Taf X I)
Roru: Zur Kenntniss der Ponza-Inseln . SER TE ek; ie a EN:
Brake: Über die elektrische Neutralität des von ruhigen elektrisirten Wasserflächen aufsteigenden Dampfes :
G. Kırcuuorr: Zur Theme der Bichlafeahlen ; 5
Virenow: Über den Schädel des jungen Gorilla (Taf. xım) s
Linpemann: Über die Lunorrr’sche Zahl. 5
Voısr: Die Theorie des longitudinalen Stosses Erindscher Stäbe c > an
Fucns: Über lineare homogene Differentialgleichungen, zwischen deren Fateseälen Homdgen Relskonen höhern als ersten Grades bestehen
TogLEr, Antrittsrede .
WATTENBACH, Antrittsrede .
Diers, Antrittsrede oo
Monssen, Antwort auf die ‚Aotrittsrede der HH. Tone, Wirrensken und Diers .
Laxporr, Antrittsrede Nr eae
E. pu Boıs-Reymoxp, Antwort auf "die Kotetiterede Er Ken, Lanxporr
Sreiwer’scher Preis. Beurtheilung der eingegangenen Bewerbungsschriften . RL CE
2 Ertheilung des Preises für 1882 an HH. Norrser und oe a LEN = » » Neue Preisfrage für 1884
Preisfrage der philosophisch-historischen Classe für 1885 .
Preisfrage der Charlotten-Stiftung für 1883. 0%
Cueesman: Über die Messung von Wechselströmen durch Be eadane eines one mit Schrag gegen die Windungsebene gestellter Nadel .
Muxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. a Eee ee
Weser: Über den ERS, des Das "Streitschrift eines orthodoxen Jaina, vom Jahre 1573 .
Dasıes: Über den Bau des Be von ee
Kroxecker: Die Subdeterminanten symmetrischer Systeme. et eo TE FE SRRER Er Ir
Hersmorrz: Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. Versuche an Chlorzink - Kalomel-Elementen .
WEsTERMAIER: Untersuchung über Ken Fan | die Funchon ge Elanehefen Hanleawehen (Taf. xım)
Lersıus: Nochmals über die Babylonische halbe Elle des Hrn. Orrerr
Prisssueım: Neue Beobachtungen über den Befruchtungsaet der Gattungen ae ri Selen
“ (Taf. XIV) > E
Prrers: Über eine neue Gatkung Ka Art ae a DarRanaae N aus Südamerica (hierzu Taf. XV)
MExperssonn: Untersuchungen über Haase.
Voser: Über Lockver’s Dissociationstheorie .
A. Kırcrsorr: Über die von Thukydides benutzten den
III
IV Inhalt.
Seite Gourmus: Die/Guiechenvin\derZl)1asporan ee. Er Er 943 Sırmens: Über das Leuchten der Flamme N: ee RE es 961 Wessky: Über eine Methode, den Normalenbogen, um ie :hen eine Kıystallfläche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht und ihre krystallographische Lage zu bestimmen 967 GerLAnD: Nachtrag zu Leiesızens und Huysens’ Briefwechsel mit Parın DE re 5 7 Perers: Über Sphaeronyeteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren blattnasigen Flederthiere, aus dem tropischen America (hierzu Taf. XVI) BER 987 Lersius: Nachträgliches zu der Mittheilung „über die babylonische Halbelle des HI ÖPrErT« vom 19370etoberädurdin, a he el ah a He Me Ps RR Re 1 a ne 991 ZACHARIAE VON LIinGEnTHAL: Zur Geschichte des Authenticum und der Epitome Novellarum des Ante- cessor Julianus SBORaR: Ne 28. Ge BER en: s z : . 993 Frırsen: Bericht über eine Reise zur Dnledeehene der in den Museen Baglands md Hollands voran denen Torpedineen & 1007 Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus . . 2. 2 222... te EN Zeiver: Über die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit des Geistes 1033 Kronecrer: Über die Composition Abelscher Gleichungen . . 1059 ÖBERBECK: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 3 er 1065 Liescnirz: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit geechrrehknen die Kırfmmängen verhältnisse betreffenden Eigenschaften a er: 1077 HırschreLp: Bericht über die Ergebnisse einer Bereisung ee 2 : . 1089 Kragse: Über die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe Fe zur Animierte des Märkstrahlen.....0.....= 4 0.0 har. wer ernennen Plan an we Re SE URS Are SR Eee Peters: Über Opisthoplus degener, eine neue Gattung und Art der Schlangen mit ganz eigenthüm- licher Bezahnung. . . . . : He : SS 1147 Kronecker: Die kubischen Abelschen G loichanen des Bareiche (es a1) 2 Mal Cuux: Über die eyklische Entwiekelung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonopkarsn (hier zu Taf. XVII) 1155 Nörpere: Elohim, El (ds „OrToR) 1175 Droysen: Zum Münzwesen Athens. . ». . 2 2 2 2 0 0. 1193 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften . (1) Namensregister . . (31) Sachregister . . @7)
|
EEE eu u ee eu u eu u u euere sure ee ee en | MemÜnen 5 mueÜn 2 muuön 2 mul 2 mm I
SITZUNGSBERICHTE
DER
KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
ZU BERLIN.
XXVI XXVOL
MIT EINER TAFEL. S. Junı 1882.
EERTERO.r ZN 06T. 17 1882 )
ng k „r0? r SONIAN DE a 2 er
BERLIN 1882.
VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN.
j2lstzlstelstalstetstelspelspelstelstelstlsTl TTS TSST=
Anzeige.
Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich
Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten,
an deren Stelle »Sitzungsberichte«
und es sind für© welehe unter anderen folgende
Bestimmungen gelten.
(Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.)
8.1.
2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern.
2
1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten.
2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten.
‘4 N 4. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben.
$ 28.
l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akalemischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Nichtmitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen.
Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen.
S 6.
2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Ne nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft.
3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus
Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den
. Text einzusehaltenden Holzsehnitte fertig sind und von
besonders beizugebenden Tafeln die zone erforderliche Auflage eingeliefert ist.
$7 D . Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen-
schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch
nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in
deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen
beabsiehtist, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er
dazu der Einwilligung der Ce oder der betreffenden Classe. S 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen.
s9
S . 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt
werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in
den Buchhandel gebracht werden.
s 11. 3 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent-
geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf
welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird.
2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, abziehen zu
lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden
Seeretar Anzeige gemacht hat.
85.
Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der
Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte.
Derselbe Seeretar fülrt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei-
nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar.
s 29.
l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberiehte verantwort-
lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach
jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich.
1882.
XXVH.
SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN.
S. Juni. Sitzung der philosophisch -historischen Classe.
Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. Hr. Wartensacn las: Beiträge zur Geschichte der Mark
Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek. Die Mittheilung folgt umstehend.
Sitzungsberichte 1882. 43
nd . > u zw ie =. e a WIRT NEE, EN ui ee 7. ‚. g 3000 Bil x Tea a 2 - ER . z 7 . ® ve r 9 Bd - 4 s r % u 04 R i = [3 v7 4 #
GE RE AR 97%; ö 2 ) f ) Er DDP IntTE Me: ui Pisa | VE TE NALCERHEND EEE R 2 u ' Ee DE hi ur N > er FR: De Be “ r j } rg f - N ’ „= "m I a 2 HRTE » % ” - ” 3 u v CE ee 9 Be ’ 4 AB PRT “er Ay ri BR. ih SFTTEERT) An at AN f FR & hr ® 5 Re ee: ET [) & Ar r di un My TOR ls)! \ AR i ’ >
x U. » Be, e .- 5 wi d h #, i N 0
b h b e
ER Dh Fe . = Ba 5 B fi { „
87
Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek.
Von W. W ATTENBACH.
Wie wenig es möglich ist. dafs der werthvolle Inhalt einer Hand- sehriftensammlung genügend ausgebeutet wird. wenn nicht genaue Verzeichnisse derselben veröffentlicht sind, das ist mir recht deutlich entgegengetreten, nachdem ich es übernommen habe, eine Beschrei- bung der lateinischen Handschriften der hiesigen Königlichen Bibliothek auszuarbeiten. Es sind natürlich nicht gerade grosse Entdeckungen zu machen; die vorhandenen handschriftlichen Verzeichnisse und für Geschichte des Mittelalters der von Bermmanx in Pertz’ Archiv VII, 823 — 855 mitgetheilte Auszug haben die wichtigeren Handschriften hinlänglich bekannt gemacht. Aber mancherlei, was doch auch nicht ohne Bedeutung ist, entzieht sich der Beachtung, wenn die Bände nicht einzeln genau gemustert werden, und so bin ich jetzt auf eine Gruppe von Handschriften aufmerksam geworden, welche aus dem alten Bisthum Brandenburg stammen, als solche aber nach den vorliegenden Angaben nicht zu erkennen waren, und daher für die Geschichte fast ganz unbenutzt geblieben sind, obgleich sie für das 15. Jahrhundert eine recht reiche Ausbeute darbieten.
Die Geschichte des Hochstifts Brandenburg hat mit grosser Sorg- falt Pure Wırnern GERcKEN beschrieben (1766 qu.) und dazu die Urkunden des Archivs benutzt, auch viele derselben abdrucken lassen. welche in Rırper's Codex diplomatieus Brandenburgensis wiederholt sind. Die Urkunden aber, welche in den Archiven aufbewahrt wurden, sind weit entfernt, eine irgend genügende Anschauung der Vergangen- heit zu gewähren, und man forscht ‘daher jetzt mit grossem Eifer nach den anderen Schriftstücken, Correspondenzen, Mandaten u. dgl.. welche als nur von vorübergehendem Werth nicht ins Archiv, son- dern nur in die Registratur aufgenommen wurden, und nur in beson- deren Glücksfällen auf unsere Zeit gekommen sind. Um so wichtiger aber sind für uns die Hülfsbücher der Kanzleien, in welchen solche
Se
'< IC .- - . . . . ) I BYere) Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. Juni.
Schriftstücke als Muster zusammengestellt wurden, und welche, wie
z. B. die kürzlich von Tapra veröffentlichte Cancellaria Arnesti archi-
episcopi Pragensis, das ganze Geschäftswesen vollständig übersehen lassen.
Für die Brauchbarkeit der einzelnen Stücke als geschichtlicher Docu-
mente kommt es dann wesentlich darauf an, wie viel von dem
speciellen Inhalt belassen ist oder wie weit man das vorliegende Aecten- stück in die Gestalt einer abstraeten Formel gebracht hat. Immer aber ist es schon ein nicht gering anzuschlagendes Zeugniss für die
Ordnung des Geschäftsganges, wenn überhaupt eine solche Arbeit
unternommen wurde.
Was mir nun von Material dieser Art sich darbot, enthalten die Handschriften Lat. fol.
(A) ı69, ein Miscellanband, welcher am Schluss f. 210—235 ein ursprünglich besonders foliirtes Convolut von Urkunden und Formeln, meistens aus der Zeit des Bischofs Hexyıng von BREDOwW (1407 — 1413), enthält. Gereken hat die Handschrift, welche schon damals der Königlichen Bibliothek gehörte, benutzt, aber nur wenige Stücke daraus entnommen.
(B) 170. eine von dem Notar Henning Silen angelegte Sammlung kanonistischen Inhalts, welche auf Bl. 249—287 eine sehr reich- haltige Formelsammlung enthält, die gröfstentheils aus Acten des Brandenburger Officialats geschöpft ist. Die Sammlung fällt in die Zeit des Bischofs Stermav BoDEKER (1422— 1459), greift aber bis in den Anfang des Jahrhunderts zurück.
Ausserdem sind noch in einigen Handschriften zerstreute Docu- mente enthalten.
Indem ich die Hoffnung ausspreche, dafs einige für jene Zeiten charakteristische Mittheilungen aus diesem Material nieht unwillkommen sein werden, bemerke ich, dafs ich mich auf Auszüge beschränke, weil, dem Zweck der Sammler entsprechend, in der Regel die in jener Zeit schon sehr umständlichen Formalien vollständig gegeben sind, die Daten dagegen und die meisten Namen fortgelassen; die ausgehobenen Stücke aber gebe ich im ursprünglichen Wortlaut. Der Text ist meistens sehr correct, ganz augenfällige Fehler von geringer Bedeutung. wie sie hin und wieder vorkommen, habe ich still- schweigend verbessert.
Das älteste Actenstück, welches mir vorgekommen ist, gehört in die Zeit des Bischofs Dierrıcn von SCHULENBURG, der von allen Brandenburger Bischöfen am längsten sein Amt bekleidet hat, von
349 bis 1393. Sein Anfang fiel in die unruhvolle Zeit des falschen
Waldemar, und auch nach dessen Beseitigung wurde der Zustand
noch nicht viel besser, namentlich nach Karls IV. Tod wieder ein
Warrengach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenbnre. 589
ganz anarchischer. Unsere Urkunde zeigt uns ein Beispiel der gewalt- samen Selbsthülfe, welche damals üblich war. Der Pfarrer in Rott- stock in der Mittelmark war gestorben, einer Kirche, deren Patronat dem Herzog von Sachsen-Lüneburg gehörte, und nun machten sich Hermann Gertz, Vogt zu Belzig. und der Junker (armiger) Arnold von Ziesar mit einem erofsen Aufgebot von Bauern der umliegenden Dörfer auf und raubten das Pfarrhaus sammt der Kirche aus. Anlafs dazu gab der von den Patronen damals erhobene Anspruch auf den Nachlafs verstorbener Pfarrer.
In Folge dieser Gewaltthat wurden die betheiligten Personen vorgeladen von dem durch den Bischof von Brandenburg eingesetzten Executor der Statuten des Provinzialeoneils. zu deren Aufrechthaltung zum Schutz gegen Raub und Gewaltthat der Bischof sich dem Erz- bischof von Magdeburg verpflichtet hatte.') Dieser Executor war, wie es scheint (denn der Eingang des Mandats ist abgeschnitten). der Pfarrer der Katharinenkirche in der Neustadt Brandenburg. Da alle Vorladungen erfolglos blieben, wurde gegen alle betheiligten Personen der Kirchenbann verhängt und alle betreffenden Pfarrer bei Strafe des Bannes beauftragt. denselben den verurteilten Personen bekannt zu machen und in ihren Kirchen Sonntags bei der Messe zu ver- kündigen.
Wie weit dieses Mandat (vom 10. September 1376) befolgt worden ist, wissen wir nicht; dergleichen Aufträge waren für die armen Dorfpfarrer nieht nur unangenehm, sondern auch gefährlich, und in vielen Fällen ähnlicher Art hat die Furcht vor materieller Gewaltthat die Oberhand gewonnen. Half auch ein solcher Banntluch nicht, so folgte die Verhängung des Interdiets für alle Orte, wo die Gebannten sich aufhalten würden. Das Mittel war gewifs nicht un- wirksam, aber verhärtete Sünder trotzten auch ihm. Wir werden auch später in einer Klage des Havelberger Clerus gegen seinen Bischof den Vorwurf finden, dafs er den Kirchen durch unvernünftigen Zwang zur Beobachtung des Interdiets vielen Schaden zufüge, selbst aber in seinen Kirchen es nicht beobachte. Da nun die kirchlichen Mittel weiter nieht reichten, so sollte man denken, dafs sie in diesem Um- fang nur im äufsersten Falle angewandt wären, allein das ist durch- aus nieht der Fall: schon bei blofsen Zahlungsrückständen wird der Bann als gewöhnliches Rechtsmittel gebraucht, und er hat natürlicher Weise dadurch sehr viel von seiner ursprünglichen Furchtbarkeit verloren.
In dem vorliegenden Falle kennen wir den weiteren Verlauf der Sache durch einen Schiedspruch vom 14. Februar 1377 (Riedell. 8, 311), "a 1) 1364. bei Riedel I. 8. 285.
590 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni.
welcher diesen und einen ganz ähnlichen Fall m Wittenberg schlichtete. Der Raub soll allerdings zurück erstattet werden, von der in obigem Mandat geforderten Genugthuung aber ist keine Rede. Vielmehr mufs der Bischof seinen Pfarrer aufgeben. Er hat in seinen Synodal- statuten von 1380 €. 17 verordnet, oder vielmehr nur eine Satzung der Provinzialstatuten eingeschärft: Prohibeantur ecelesiarum prelati et alii quilibet se intromittere de bonis et rebus decedentium clericorum. Alioquin ea vice presentacione sint privati et ad episcopum loci juxta provineiale statutum eo tempore devolvatur. (Gerckens Stiftshistorie S. 621. Daraus Riedel I, 8, 327.)
Nach diesem Grundsatze war er auch jetzt verfahren und hatte den in dem Mandat schon genannten Konrad Palmedach eingesetzt. allein nach dem Schiedspruch soll dieser die Pfarre auflassen und der Bischof sie dem verleihen, welchen der Herzog präsentiren wird.
Allerdings werden ähnliche Gewaltthätigkeiten den Herzogen und ihren Vögten für die Zukunft verboten, aber die bischötliche Autorität kann durch diese Vorgänge nicht gewonnen haben.
Bisher war nur dieser Schiedspruch bekannt; dergleichen Ur- kunden wurden im Archiv verwahrt. Aber auf das dadurch erledigte Mandat hat man keinen Werth gelegt, während vom geschichtlichen Standpunkte gerade Schriftstücke dieser Art von vorzüglichem Werthe sind, weil sie, wie auch in dem hier vorliegenden Falle, die genaueren Umstände erst zu unserer Kenntniss bringen. Zufälliger Weise hatte das zuerst ausgefertigte Exemplar einige Mängel. welche durch Zu- sätze am Rande beseitigt sind; im Abdruck sind diese durch eckige Klammern bezeichnet. Das dadurch unbrauchbar gewordene Pergament- blatt ist verwandt worden, um es auf den Hinterdeckel einer Hand- schrift (Lat. f. 173) zu kleben, deren kanonistischer Inhalt auf Be- ziehungen zum Officialat hinweist. Oben und am Rande rechts wurde bei dieser Benutzung ein Streifen abgeschnitten; dabei ging der An- fang der ersten Zeile verloren und ein nicht bedeutender, auch wohl nicht immer gleich grofser Raum am Ende einer jeden Zeile; dieser ist im Abdruck durch runde Klammern bezeichnet. Einige Beschädi- gungen haben ausserdem einzelne Worte unlesbar gemacht. Ich lasse die Urkunde hier folgen:
ee ... ecelesia parrochiali beate Katherine virginis in nova Civitate Brand. executor statutorum provincialium saeri co(neilii) vicarius(?) a,Rev. in Christo patre et domino, domino Theod. Episeopo Brand. per Civitatem et dioc. Brand. deputatus.
Warrengacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 5391
Honorabilibus et diseretis viris (m .. . .torp', Mordiez, Grabow. Lotde, Tyezow. Kulbas, Jezerik prope Bryssen, in Werbeke et Lüderstorp magna. ecelesiarum parrochialium ptesbitensue 22 2.: ) eorum viees gerentibus, neenon capellanis et altaristis in Belez, ac aliis quibuseungue divinorum Reetoribus Civitatis et dioe. Brand. ad quos presentes per (venerint) Sinceram in domino caritatem.
Quia Hermannus Ghertz, Capitaneus seu advocatus in Beltz, et Arnoldus dietus de Sejeser armiger, (..... ) Hlustris prineipis domini Wenceslai. dueis Saxonie et Luneburg., patroni ecelesie in Rostok prope Brügghe Brand. dioe. neenon vifllani) des tor: Mordiez, Grabow, Lotde, Tyezow. Kulbas, Jezerik prope Bryssen, in Werbeke et Luderstorp magna, cum quibusdam (aliis) sibi in hae parte eomplieibus, domino ... pie memorie olim Reetore ejusdem ecelesie in Rostok noviter defuneto, Eeelesia adhue va(cante) ecelesiam et dotem(?) in Rostok contra decreta statutorum provineialium spoliare presumpserunt, et de rebus mobilibus in ipsa ecelesia nventisse(...).. -..- easque violenter deduxerunt et absportaverunt, per nos certis termino et loco peremptorie eitati, ad videndum et audien(dum) probari et declarari notorie- tatem super hujusmodi spoliacionis facto, et allegandum, dicen- dum et [legitime] probandum, quare ad penas statut(........ ) delieto juxta formam dietorum statutorum contra eos procedere non deberemus. Termino adveniente, ad requisiecionem discreti viri Con(radi) Reetoris prediete ecelesie in Rostok per dominum nostrum Theodr. Episcopum Brand. predietum juxta deeretum dietorum statutorum eanonice (..... ) prefatos Hermannum capi- taneum seu advocatum in Belez et Arnoldum de Sejeser armigerum Neenon predietarum villarum villan(os) singulos et eorum in hac parte complices non comparentes, eciam usque in erastinum ex- peetatos, ipsorum et eujuslibet alterius eorum, ex (....) auetori- tate qua fungimur et presentibus reputamus contumaces, et in penam hujusmodi eorum contumaeie fore proel. .....- ) et pre- sentibus deelaramus, Testibus pro parte predieti Conradi Palme- dach productis, receptis et juratis ac diligen(ter ..... ) eorum attestacionibus publicatis et aliis super notorietate necessarüs, predietos Hermannum Gerez et Amoldum de Sejeser (et dictos) villanos, neenon ipsorum in hac parte complices, et quemlibet eorum [quos dietum spolium et ipsarum rerum deduceionem et
!) An beiden Stellen ist der Anfang nicht zu lesen; die übrigen Orte sind Mörz, Grabau, Lütte, Tiezow. Kulbatz. ‚Jezerig, Trenenbrietzen. Werbeken, Lüdersdorf. Belzig, Rottstock. Brück, Ziesar.
592 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni.
asportacionem invenimus notorie perpetrasse] tamquam presumptu- osos et notorios spoliatores et ab(sportatores) in penam in dietis provineialibus statutis contentam et expressam ineidisse, atque contra ipsos et quemlibet eorum tamquam contra (pre)sumptuosos spoliatores et absportatores procedendum fore, neenon ipsam spoliacionem et rerum mobilium in dote pre(dieta) abduceionem fore notorias [et quod de eis publica vox est et fama in locis ubi perpetrate sunt et in locis ibidem vieinis] deelaravimus et presentibus declaramus in hiis seriptis. Nos igitur vobis omnibus et sin(gulis ad quos) notieia presenecium pervenerit quocumque relatu, predieta auctoritate qua fungimur, sub exeommunicacionis pena, quam in vos et quemlib(et vestrum, sex) tamen dierum eanonica monicione premissa, in dei nomine ferimus in his scriptis, si hujusmodi nostrum mandatum ad mil. ....... ) seu neglexeritis cum effeetu adimplere, distriete precipiendo man- damus, quatenus vos aut alter vestrum, conjunetim (aut singuli ac)cedatis, quo propter hoe fuerit accedendum, et Hermannum Ghertz ac Arnoldum de Sejeser predietos,. neenon villlarum pre- dietarum) villanos, ac ipsorum quemlibet, sub eompetenti testi- monio vice nostra moneatis, quos et nos presentibus sie monemus (ut infra decem) et octo dies a recepeione preseneium continuos, yuorum sex primos pro prima, alios sex pro secunda, et reliquos sex ultim(os pro tereia) et canonica monieione ae peremptorio termino ipsis et euilibet eorum ad subsequencia prefigimus, dieto Conrado Palmeda(ch presbitero) Eeclesie parochialis sepedicte, res spoliatas seu eorum estimacionem restituant, ac de dampnis in- juriis et interesse saltisfaciant) eum effeetu. Aliogquin sepedietos Hermannum Ghertz et Arnoldum Sejeser ac predietarum villarum villanos quos exe(ommunicavimus) et exnune ut extune in dei nomine excommunicamus in hiis sceriptis, singulis diebus dominieis in ecelesüs vestris anl....... ) infra missarum sollempnia, hora eonsueta, excommunicatos publice nunccietis coram plebe, donee aliud in hae par(te receperitis) in mandatis.
Reddatis litteram hane, qui requisiti fueritis, sub appensis vestris sigillis in signum execucionis.
Dat. (.....) Anno dommi Millesimo cce
mo ©
lxx”° sex, feria quarta proxima post festum Nativitatis S. Marie virginis, nostri
ae ) presentibus appenso.
Sehr wenig ist aus der Zeit des Bischofs Heısrıcn von BODENDICK (1395 — 1406) bekannt, doch können wir aus dem oben erwähnten alten Formelbuch des Stifts (B) einige Documente beibringen, welche
Warresgaen: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 593
die Fortdauer des höchst unsicheren Zustandes und das Vorkommen arger Gewaltthätigkeit zeigen. Sie sind glücklicher Weise mit den Namen und Jahreszahlen darin aufgenommen (f. 262).
Vor dem bischöflichen Offieial erschien W. clericus Verdensis als Procurator des Herrn Gunrad, Pfarrers in Berghe (der Name kommt an verschiedenen Orten der Mark vor) und klagte:
quod nuper de Anno domini M’cece”. j. Mensis Oetobris. ipso die b. Kalixti (Oet. 14) predietus Martinus (Hakenberg, armiger, ist er vorher genannt) cum suis in hac parte conplieibus ausu sacrilego, dei timore postposito, eontra deum et justieiam et ecelesiasticam libertatem, dotem seu habitaeionem dieti domini Cunradi in dieta Berghe hostiliter armata manu invasit: ibique pecora sua, videlicet sex equos, xij Jumenta, xx porecos etc. et alias res et utensilia domus ibi repertas ausu temerario spoliaverunt et in spoliam (sie) abduxerunt, ac horreum suum fruetibus plenum con- busserunt Et deinde Anno domini M’eece’ ij’ Mense Aug. ipsa die decollacionis sancti Joh. Bapt. (Aug. 29) idem Martinus Hake- berg cum suis in hae parte eonplieibus ipsum dietum dominum Cunradum quattuor equos et duas vaccas contra deum et justieciam. ut premittitur, rapientes depredarunt. Der Pfarrer schätzt seinen Schaden auf hundert Schock böhmischer Groschen ‘pro quibus hujusmodi injurias rapinas incendia et dampna pati nollet nec sustineret, set pocius si haberet commode tantum dare’ ein Zusatz, der sich in ähnlichen Fällen überall findet. Er bittet deshalb, den Thäter für verfallen in die Strafen der Magdeburger Provinzial- und Brandenburger Synodalstatuten zu erklären, und zur Zahlung der hundert Schock zu verdammen und durch Kirchenstrafen dazu anzuhalten.
Was daraus geworden ist, erfahren wir nicht, es folgt aber sogleich eine zweite ähnliche Klage von dem Proeurator des Pfarrers Johann Luderstorpp in Grunow gegen eine nicht näher bezeichnete Elisabeth, welche den Pfarrer noch obendrein arg beschimpft hatte:
quod de Anno domini M’ecece’ iij’ proximo preterito circa festum b. Bartholomei (Aug. 24) predieta Elisabeth rea ausu sacrilego, dei timore postposito, eontra eccelesiasticam et ecelesiasticarum personarum libertatem domum seu habitacionem dieti domini Johannis. 2®r: eo absente violenter animo injuriandi intravit. ibique dimidium chorum avene, quem tune temporis in valore dimidie Sexagene gr. boh. estimavit fuisse et estimat, et unum porcum, quem ad tres florenos renenses et ultra estimavit in valore fuisse tune temporis, inibi repertum ausu temerario contra deum et justieiam rapuit et rapiendo abduxit. Quibus ut pre-
594 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni.
mittitur non contenta ipsa predieta Elisabeth, mala malis aceumu- lando, de Anno domini M° ete. in vigilia Symonis et Jude Aposto- lorum (Vet. 27) contra predietum dominum Johannem maximis insultaeionibus et elamoribus et in hec verba vel eis in effeetu similia. lieet tamen mendose et contra veritatem prorupit, dieens injuriose ipsum filium meretrieis, vulgarisando ut verbis suis utar: ‘Gy synt eyn kotezen scalk eyn stuyer eyn koppe setter vnde noch vele erger’, pluribus fide dignis audientibus. Dieser Pfarrer schätzt seinen Schaden auf vierzig Rheinische Gulden, möchte aber ebenfalls lieber eben so viel von seiner Habe verlieren, als solehe Gewalt und Beschimpfung erdulden. Kurz vorher stehen in derselben Sammlung (fol. 260”) Formen für Zeugenaussagen (Quedam forme posicionum), welche wir auch hierher ziehen dürfen.
Vor dem Brandenburger Official fordert der Procurator des Glerikers Johannes Osterraden, eler. Brand. die Beantwortung gewisser Klagepunkte, welche er alle zu beweisen erbötig ist, dureh Joh. Schulten, Bürger in Treuenbrietzen (opidanum in Britezen), nämlich ı) dafs sein Olient eines guten Rufes sich erfreut, 2) dafs er Cleriker ist und sich immer ehrbar gekleidet und gehalten hat, 3) der eigentliche Klage- punkt:
quod de Anno domini ete. eirca festum b. Laur. sepedieto Johanni in publica platea dieta dy Steynstrate pacifice constituto prefatus N. in hae causa reus animo injuriandi temere et presumptuose ipsum Johannem elerieum invadens, nullis demeritis exigentibus, per erines ipsum aceipiens et acriter ipsum trahendo ipsos evellens in non modicam lesionem offensam et ecelesiastice libertatis pre- judieium palam et manifeste (das Verbum fehlt).
Item ponit quod multidietus N. non saciatus hiis injuriosis traeeionibus, predieto Johanni, mala malis aceumulando, erimen furti imposuit injuriose in hee verba vel eis in effeetu similia, quod ei furatus esset duo lintheamina, videlicet lodicem et duos :aleeos, in quibus fuerunt grossi eirea alteram dimidiam Sexa- genam, repetendo ab eo clamorosis verbis multis audientibus tamquam a fure sua bona deperdita ut asserit, palam et manifeste. Ferner dafs Johannes seinen Schaden auf 30 Rhein. Gulden
schätzt und dafs die ganze Sache notorisch ist.
Fehlt es nun hier an jeder Zeitbestimmung, so führt uns in der folgenden die offenbar fehlerhafte Zahl 1306 auf das Jahr 1406. Hier klagt vor dem Offieial der Brandenburger Üleriker Maurieius Wentzlow gegen Hinrich Schulten und verlangt Antwort darauf, dafs ı. er guten Leumund habe, 2. clerieus in majoribus ordinibus eon- stitutus sei, die Tonsur und geistliche Kleidung trage, 3.
Warrengacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 595
quod dietus Hinrieus eo tempore quo infra ponitur, videlicet Anno domini currente M’cce’vj’ feria secunda post Elisabeth, animo injuriandi eundem Maurieium actorem, nullo demerito exigente, cum magno baculo dorsum suum indecenter (?) et capud suum pereussit, manus violentas in eum presumptuose inieiendo, in ecelesiastice libertatis et personarum ecelesiasticarum prejudieium et ejusdem Mauricij et persone sue non modicam lesionem et offensam.
Item quod predietus Hinrieus, mala malis accumulando, sepe- dietum actorem (et) suam famam bonam denigrando prorupit in lee verba vel eis in effeetu similia, dieens eum injuriose esse filium meretrieis,') vulgarisando ‘ga an eynen galgen’ quamı idem Mauricius de honestis parentibus originem (sie).
Schätzung 30 Gulden. Hier haben wir also eigentlich die Klage- schriften, welche nur gleich so eingerichtet sind, dafs auch die Zeugen über die angeführten Positionen verhört werden können. Was viel- leicht diese zu Ungunsten der Kläger auszusagen gehabt haben mögen. wissen wir nicht; die öffentlichen Beleidigungen aber, welchen Cleriker ausgesetzt waren, und deren Bestrafung also nicht sehr gefürchtet zu sein scheint, treten uns auch in manchen anderen Stücken ent- gegen. Noch bedenklicher aber ist, dafs gegen eine vom Bischof verlangte Bede sein eigener Ulerus sich sehr nachdrücklich autlehnte, und in einer Appellationsschrift das ungünstigste Bild von der Ver- waltung des Bischofs entwarf. Diese Schrift, welche aus A. f. 225 von Gercken (S. 642, daraus Riedel I, vım, 380) aufgenommen ist, hat zu der Überschrift ‘Appellacio contra Subsidium earitativum exigen- dum’ den wenig späteren Zusatz ‘per iniquitatis filium quendam epis- copum‘. Es war die traurige Zeit des Markgrafen Jobst, eine Zeit äufserster Schwäche der Regierung und völliger Zuchtlosigkeit des Strauchritterthums, wie sie uns EnGELBERT Wusterwirz geschildert hat, und deshalb dürfen wir uns auch nicht wundern, dafs gleich darauf eine ganz ähnliche Schrift gegen den Havelberger Bischof folgt, dem noch weit ärgere Dinge nachgesagt werden. Es ist ein Notariats- Instrument über die Appellation an den Papst, ausgestellt für den Ülerus der Probstei von Havelberg, der alle Collegen im ganzen Sprengel zum Anschlufs auffordert. Die Schilderung des mannig- faltigsten Mifsbrauchs der Amtsgewalt ist zu merkwürdig, als dafs wir sie übergehen dürften, wenngleich der Umfang etwas beträcht- licher ist. Der Clerus also, dessen genauere Bezeichnung am Eingang mit dem Datum fortgelassen ist, klagt, dafs der jetzige Bischof
') Auffallend ist. dafs in beiden Fällen diese lateinisch ausgedrückte Injurie den
deutschen Wörtern nicht entspricht.
596
Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 8. Juni.
inconsueta et indisereta onera, nullo jure admissa, ymmo pocius vetita. in non modieum eeelesiarum ecelesiastiearumque personarum, eciam et prefate prepositure prejudieium olim in curia Havel- bergensi indueta. ac gravius cum ipse ejusdem eurie offieialis foret superinducta et dilatata, non minuere nee restringere nititur. verum mage ampliare, suosque per curiales hactenus sinebat sinitque ampliari. Ita quod jam ad beneficia ecelesiastica. pre- eipue curam animarum habencia, canonice presentati raro sine inmoderate et indebite peeunie exactione et extorsione pro Insti- tueionum litteris instituuntur, pro eujus exaceionis eolore ineonsueta registra minus Juste confieta et confeeta allegantur. Nee bene- fieiorum permutaeiones de causis de jure admissibilibus absque peeunie questu admittuntur, Nec presbiteris, maxime ecelesiarum reetoribus egrotantibus more solito providetur, Nee id obnixius petentibus ydonei eoadjutores deputantur, Nec absencie a bene- fieiis ecelesiastieis justis et probabilibus ex causis eonceduntur, exaccionesque inmoderate pro crismatis et olei percepcione eciam ultra racionabilem operarum pensacionem fieri permittuntur: Non attendens quod Episcopi nichil de jure petere a subditis debeant, nisi per canones illud sibi debitum esse ostendant, quodque in hiis prescribere nequeant, que contra jus commune usurpant, seeundum canonica documenta. Et quod lamentabilius est, ecelesiastieorum benefieiorum et injurie varie ac notorie invasiones irrecuperabilesque dlesolaeiones neenon ecelesiasticarum personarum inopie, mendica- ciones ac inpertinentes sustentaciones ab eo et suis conniventibus obtutibus dissimulantur.
In eujus eeiam curia mendosi detractores mendaeiorumque suggestores attencius quieeioribus omnes (animis?) quam veritatis relatores arduorumque negociorum et impedimentorum sibi et benefieiis ineumbeneium expositores audiuntur.
Nec idem dominus noster gratanter trutinat, qualem sibi exu- berantem subveneionem sue diocesis ecclesiastice persone, eciam religiose, debitorum ae paupertatum sareinis pregravate, ad pro- visionis et consecracionis sue inpensas nuper exhibentes inmo- deratum, imeonsuetum, inolitum ae minus caritativum subsidium ultra decimam ad octavam extensum contra jura ac feliecis recor- dacionis Benedieti pape xxij eonstitucionem censuris ecelesiastieis compulsi expagaverunt. Insuper impietates impietatibus aceumulans accumularique sinens, anno presenti permisit et permittit, nomine suo factum ratum habuit et ratihabet, quod Curie sue Offieiales, plures pauperes presbiteros ullos (ullorum?) eciam vietuum et vestituum notorie expertes, ad loca et castra campestria. in quibus
Warrensach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 291
jura haetenus reddi non solebant ac causas judiciales agi oppido ineonveniens est, ad eaque accessus, in quibus status, et a quibus recessus corporibus rebusque insecuri evidenter existunt et diserimi- nosi, ubi nee copia advocatorum, notariorum, testium, assessorum seu aliorum partibus reis et earum causis necessariorum, aut hospieia seeura et oportuna reperiuntur, per varias personas oretenus, sine litteris eitatoriis causarumque expressione de quibus sie eitati divinare nequeunt, aliasque minus canonice contra consuetum antiqguum et laudabilem curie Havelbergensis, ymmo et aliorum Judieiorum ecclesiasticorum diocesis Havelbergensis statum eitari mandavit et fecit. Nonnunequam in arduis eciam causis conpa- rendi terminos vix ad unum diem naturalem, nonnunequam ad «duos vel ad tres dies, viarum distaneiis et diseriminibus eitatorumque inecommodis minime pensatis, inhumaniter restringens, per con- sequens taliter eitatis periciores consulendi seque legittime defen- dendi quadam capeiosa subtilitate auferens faeultatem. Qui eciam viam (?) cum diffieultate conparentes vix et raro ad preseneiam ipsius Oftieialis, objeceiones ipsius audituri innoceneiasque eorum alle- gaturi quibant pervenire. Set plures eorum causas eitacionum per se aut medias personas ut plurimum laicas, eum clericorum copia desit, investigantes, non causas pro causis animosius reddens aut reddi faciens, inquit dominum suum et se pecunias eorum habere velle. Nonnunequam eciam turpes occasiones et inprobabiles audens allegare, neenon hujusmodi sue injuste voluntati non acquies- centibus alios conparendi terminos, nimium eeciam artatos, ad loca aliqua notorie vel evidenter minus secura assignare presumebat, eosque multiplieiter a laieis eciam parvorum statuum subsanari, exacerbari comminacionibusque terreri permittens, eorum plures adeo per se et alios fastidiens, ut ultra posse ac demeritorum exigeneciam, nulla infamia previa, non confessi, non convicti, juris ordine non servato nee aliquo foro judieiali ordinato, ac alias eum multiplici modi et forme excessu pecunias in terminis nimium artatis contra vires eorum promittere et exsolvere pereulsi sunt et percelluntur. Nonnulli vero salutari digni correccione, non socia caritate nee salutis sparso semine solum pecuniariter eorriguntur, ae niehilominus in suis enormitatibus absque refor- l solius pecunie questum injustaque gravamina convertuntur, ac alia aguntur que canonum obviant institutis et de radiee procedere
macione voluptari (sie) permittuntur, sieque salutaria statuta a
videntur avarieie et cupiditatis. Ceterum prefatus dominus noster decedeneium elericorum, eciam administraciones non habeneium, bona vel saltem eorum
>98
Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. Juni.
partem, eciam benefieciorum suorum intuitu non acquisita, contra jura et laudabiles eonsuetudines hactenus in dioe. Havelb. servatas, nune in benefieciorum vacancium et successorum in eisdem, nune in heredum legittimorum, nune in legativorum, nune in eredi- torum prejudieia, nune in ultimarum voluntatum coartamina et defraudamina, diversis quesitis coloribus nisus est et nititur usur- pare. ymmo in nonnullis dioc. sue loeis sibi soli usurpavit seque de futuris usurpacionibus inprovide jaetavit atque jaetat. Ex quibus laieis in celericos eorumque bona malignandi audaeia prebetur eleriealisque status nimium obfuscatur. Cum tamen redditus epis- copales divino munere jam adeo pullularunt, preeipue ex ob- lacionibus que a xvj annis hactenus in villa Wilsnak provenere et inpresenciarum proveniunt, quod pocius pii pastoris more elerieis sue dioc. quam ipsi sibi, subveniret.
Insuper idem dominus noster intentis desideriis merito debens affeetare subditas sibi ecelesias et eccelesiasticas personas locupletes habere et ab injustis exaccionibus et abstraecionibus liberas per- manere, niehilominus earum invasores, spoliatores, depauperatores, ymmo et ecelesiarum possessionumque earum incendiarios non- nunequam procrastinare, ad opidum suum W. (Wittstock) et castrz
‚sua receptare, confovere ad mensam suam, de quo mage dolo-
randum est ad divina admittere, quo jure neseitur, non veretur. In se non’ redarguens pro quo in alios rigorosius animadvertere non omittit. Et sie, heu heu! unde jura, defensiones et con- solaciones surgere «eberent, contra canonum et legum sanxiones, injurie, offensiones et merores quasi irrefragabiliter surrexerunt et naseuntur, et unde tribulacionibus involutis monita prodire deberent salutis, eumulacio prodit gravitatis. Insuper sepius pro libito quosdam beneficiatos et eorum vicesgerentes ad irracionabilem ymmo et injustam ecelesiaticorum interdietorum observacionem in ipsorum grave prejudieium, animarum perieulum scandalumque plurimorum coartat, que per se equa vieissitudine minime servat nee in eeelesia sua aut aliis eeelesiis locorum ad mensam suam epis- eopalem speetaneium servari facit. Ex quibus premissis prejudicia, injurie, incommoda, dampna non modica nobis provenere ac veri- similiter graviora provenient in futurum. Quibus variis aggra- vaminibus eciam totus Havelbergensis dioc. et Civitatis Clerus ecele- siasticeque persone vix bono modo, ymmo nullomodo, nisi speciali et exuberanti sancte sedis apostolice gracia subsidente et suecurrente poterit refragari. Quia igitur de preteritis et presentibus ad futurum, de malis ad pejora presumatur, oportunum cautumque sit, ut futuris oeeurratur periculis, et non ab re pro notabili relatu habeatur:
Warrensacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 599
Tune tua res agitur, paries eum proximus ardet: Timentes verisimiliter etc.
Mit dem Citat aus Horaz (Ep. I. 18, 84) hat die Beredsamkeit ihren Höhepunkt erreicht, der Schluss ist einfach geschäftsmässig; sie appelliren an die Römische Curie und den Papst, und verlangen apostolos.
Von diesen Verhältnissen war bis jetzt garnichts bekannt: es ist aber geschichtlich nieht ohne Bedeutung, dafs wir ein solches übles Verhältniss zwischen dem Bischof und seiner Geistlichkeit gerade im Havelberger Sprengel vorfinden, wo seit 1383 das angebliche Wunder der blutenden Hostien zu Wilsnack eine grosse Wallfahrt zu Stande gebracht hatte, während sehr angesehene kirchliche Persönlichkeiten sich vergeblich bemühten, dem von ihnen klar durchsehauten Unfug ein Ende zu machen. Die Einträglichkeit der Wallfahrt wird auch hier erwähnt,“ man sieht aber auch, dafs diese reichen Einkünfte in engem Kreise blieben. Vielleicht erklärt sich eben daraus die heftige Erbitterung. Die erwähnten sechzehn Jahre können nieht vom ersten Anfang an gerechnet sein, denn schon war Orro vos Rour Bischof (1401— 1427). und hatte eine ansehnliche Beisteuer zu seiner Inthro- nisation erhalten. Eines längeren Zeitraumes, um ihn erst kennen zu lernen, bedurfte es jedoch nicht, denn er wird hier ausdrücklich als der frühere Official bezeichnet, und als solcher erscheint er schon 1385: eben in dieser Thätigkeit hatte er sich so verhafst gemacht, und man sah bald, dafs er ein gleiches Verfahren auch als Bischof zu üben fortfuhr.
Wir wissen nun nicht, ob wirklich in Rom die Klage angebracht ist; wir wissen auch nicht, ob der übrige Clerus dem von der Probstei ausgehenden Angriff sich angeschlossen hat. und ob die Beschuldigungen begründet sind. Doch wird man schwerlich glauben können, dafs diese so anschaulich ausgemalten Klagepunkte ganz aus der Luft gegriffen sind, und sicher bleibt immer eine sehr tiefgehende Erbitterung gegen den Bischof von Seiten mindestens eines ansehn- lichen Theiles seines Clerus.
Derselbe Bischof Otto begegnet uns noch wieder in einem an- deren Actenstück (B. f. 266). Er hatte von König Sigismund, der von ihm anticipando schon Kaiser genannt wird. einen jener so wenig willkommenen Aufträge erhalten, nämlich den Herzogen von Mecklenburg ein Citationsmandat zu insinuiren, und entschuldigt sich, da ihm die Ausführung nicht gelungen war, mit folgendem Schreiben:
Serenissimo ac imvietissimo prineipi et domino, domino Sigis- mundo, Romanorum Imperatori semper augusto ac Ungarie etc. Regi, Otto miseracione divina Episeopus Eeelesie Havelbergensis, humilium munus oracionum.
600 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 8. ‚Juni.
Gloriosissime majestati vestre instanter aperire desidero, quod ab consecueionem amplioris (sic) vestre regie majestatis, lieet senex et valitudinarius Castrum Wredenhagen in dioe. mea situm, ad illustres dominos, dominos Johannem et Albertum duces Magno- politanos, in litteris vestris regiis nominatim expressos, speetans, in quo eciam domicilium habent et larem fovent. personaliter accessi, Et ab Ebel Treskow Ketelhuth et aliis repertis in eodem castro existentibus et habitantibus. an predieti domini duces in predieto eastro existerent inquisivi. Qui quidem illico responde- runt et dixerunt, quod presentes in eodem castro non existerent. Quo audito protestacionem feei, quod per me non staret, quin litteras regias michi presentatas, in quibus predieti domini duces ad instanciam insignis dlomini, domini Baltasaris de Werse (l. Werle) ad conparendum in Curia Imperiali coram serenitate vestra quadra- gesima die ab insinuacione dietarum regiarum litterarum per me facta continue conputando proxima eitantur, duabus manibus eisdem dominis presentarem, si ipsorum presencias personaliter habere potuissem. Set quia non potui nee ad alia eorum castra michi tutus patet accessus, predietarum regiarum litterarum tenores prenominatis familiaribus dietorum dominorum ducum in eodem castro existentibus et ipsum inhabitantibus exposui, ipsisque ibi- dem existentibus sepedietas litteras realiter exhibui. qui tamen ipsas recipere recusaverunt. Quare easdem, facta prius dietorum familiarium super matura predietarum regiarum litterarum eustodia. respeetu et presentacione predietis dominis dueibus facienda re- quisieione diligenti, ibidem dimisi, Requirens notarium publieum infraseriptum, ut michi super hiis presentes litteras sua sub seripeione publicaret, unumque vel plura publieum seu publiea eonficeret instrumentum seu instrumenta. In quorum testimonium presentes litteras sigillo meo cum subscripeione notarü et testium roboratas feeci communiri.
Acta sunt hec ante portas predieti castri Wredenhagen Anno a nativitate etc.
Es folgt noch ein notarieller Attest: